Herr Schröder reist ab

> Bin gut im Zauberwald angekommen. Vermisse Toffifee. Komme im Dezember wieder. Liebe Grüße Kalle Knispel Schröder, euer Nisse mit Herz ❤ <

Da war er also, der Brief, auf den Ralf und ich so lange gewartet hatten. Denn Herr Schröder ist abgereist. Weihnachtswichtel bleiben nur bis zum 06. Januar im Hause ihrer Herbergseltern. Herr Schröder würde dann von Januar bis Dezember wieder auf der Insel Fanø im dortigen Zauberwald leben. Dennoch fiel der Abschied schwer.

Wie ihr euch erinnern könnt, war unser Nisse Herr Schröder im Dezember plötzlich verschwunden. Er hatte seinen Nissefreund David in Bad Nauheim besucht. Pünktlich zu Weihnachten hörte ich dann komische Geräusche aus dem Tannenbaum im Wohnzimmer. „Der Baum spricht!“ flüsterte ich Ralf zu und dieser glaubte mir mal wieder nicht. „Ich zeig dir, wer da spricht“, antwortete er und schob ein paar Zweige zur Seite. Und ja, er hatte recht. Es war nicht der Baum, es war Herr Schröder. Dieser hatte, gierig wie er ist, die bunten Teller unter dem Baum entdeckt und sofort die leckersten Sachen daraus verputzt. Die Tatsache, dass er uns nach seiner Rückkehr aus Bad Nauheim nicht erst einmal begrüßt hatte, ignorierten wir, denn wir waren einfach nur froh, dass er wieder bei uns war. Wir steckten ihm links und rechts zwei Wunderkerzen neben seine Nissedør, zündeten sie an und tanzten einen Willkommenstanz.

Vor einer Woche aber, da war es dann soweit. Abschied nehmen. Am Morgen des 06. Januar hatte er seine Stube gefegt, das Geschirr gesäubert, sein Bett glatt gestrichen und seinen Bart gekämmt. Mit seinem Koffer stand er auf dem Balkon und wartete darauf, dass Klaus der Seeadler ihn wieder abholen kommen und zurück nach Fanø bringen würde. Ich hielt derweil den Atem an, denn ich war mir unsicher, ob Klaus der Seeadler ihn überhaupt mitnehmen würde. Stichwort Übergewicht.

Weil Kalle Knispel Schröder über die Feiertage einiges an Gewicht zugelegt hatte und der Seeadler Klaus meinte, dass er ihm für den Rückflug wegen des Übergewichts dafür vier Packungen Toffifee in Rechnung stellen müsse, wollte ich den Nisse Tage vor der Abreise noch zum Abnehmen motivieren. Jeden Tag ein wenig Muskelaufbautraining, ein Spaziergang an der frischen Luft und Obst sollten zu dem neuen Plan gehören. Sollten…

Es gestaltete sich schwierig. Am ersten Tag fanden Herr Schröder und ich den Zettel mit den Anleitungen für das Muskelaufbautraining nicht. Am zweiten Tag entdeckten wir auf dem Boden liegend, dass unter dem Sofa verloren geglaubte Dinge liegen und mussten diese unbedingt bergen. Am dritten Tag war die Luft aus dem Gymnastikball raus, den wir aber unbedingt für die Übungen brauchten! Am vierten Tag hatte Herr Schröder ein Loch in seinem Strumpf. Am fünften Tag hatte ich einen Loch in meiner Strumpfhose. Am sechsten Tag befanden wir, dass die Decke, auf der wir die Übungen ausführen wollten, gewaschen werden müsse und am siebten Tag soll man ruhen, dass hat der liebe Gott gesagt. So war es nun also Tatsache, dass Schröderlein mit Übergewicht reisen musste und dem armen Seeadler Klaus ein anstrengender Flug bevorstand.

Doch zum Glück gab es keine großen Probleme. Klaus Seeadler schnappte zwar kurz nach Luft, als er Herrn Schröder sah, sagte dann aber, dass er das schon schaffen würde. Wir wünschten einen angenehmen Flug und winkten beiden hinterher, bis wir nur noch einen kleinen Punkt am Horizont ausmachten.

Ralf ist ein klein wenig erleichtert. Schließlich glaubt er, dass nun die Streiche in unserem Haushalt aufhören werden.

Niemand mehr da der ihm ein ausgelöffeltes Frühstücksei verkehrt herum in den Eierbecher legt. Keine nächtlichen Tappser zum Kühlschrank, um den Käse in Herzform zu beißen. Und auch der Glitzerstaub im Teelichtglas, der beim Auspusten dazu führte, dass Ralf im ganzen Gesicht glitzerte wie ein Weihnachtself, sollte nun der Vergangenheit angehören. Aber wie kam es eigentlich zu den Streichen? Denn eines ist doch klar: Wenn man den Nissen regelmäßig ihre Portion Milchreis hinstellt, sollte man von eben diesen verschont bleiben, oder nicht?
Unser Problem ist, dass Kalle Knispel Schröder lieber Toffifee statt Milchreis isst und da komme ich ins Spiel, denn…

jeden Tag stellte Ralf ihm ein Toffifee vor seine frisch gekehrte Tür, er hatte sogar ein kleines Stück Serviette zurechtgeschnitten, auf die er die tägliche Toffidosis liebevoll ablegte. Aber wie das nun mal so ist… Ich putzte Staub, sah das Toffifee und schwupps war es in meinem Mund. So schnell konnte ich nicht mal gucken. Anschließend schmiss ich den Staubsauger an und hörte deswegen nicht, wie ein wütender kleiner Mann (der Nisse, nicht Ralf!) ärgerlich mit seinen kurzen Beinchen auf den Boden stampfte.

Ein paar Tage später sah ich, wie Ralf seine Socken aus der Schublade auskippte und neu sortierte. „Warum tust du das?“ fragte ich ihn, setzte mich aufs Bett um – mit einem Toffifee im Mund – zuzuhören, was nun seine Erklärung für diese Aktion sei. „Die Socken sind nicht alle gleich, ich hätte heute morgen fast einen dunkelblauen und einen schwarzen getragen.“ „Pffffff“, zog ich zischend die Luft ein und machte große Augen. So wie Ralf es von mir kennt, wenn ich etwas äußerst Merkwürdiges höre.
„Trag doch einfach mal bunte Socken so wie ich. Meine Socken sind gestreift, gepunktet oder sind einfach nur bunt, da würde es demjenigen, der sie von der Leine holt, niemals nicht passieren, dass er in stundenlanger Kleinarbeit wie in einem Memoryspiel da sitzt und Socken nach Bündchen + eingedruckter Sockengröße sortiert. „Macht mir doch nichts aus“, sagte Ralf und ordnete weiter. „Aber Herr Schröder bekommt dafür morgen kein neues Toffifee!“


„Pfafff?“ rief ich mit einem Toffifee im Mund und wollte den armen kleinen Kerl in Schutz nehmen. Als ich zu Ende gekaut hatte, sagte ich, wie schön es doch sei, dass Herr Schröder unsere Wäsche sortiert. „Aber so?“ entgegnete mir Ralf und hielt mir einen langen dunkelblauen und einen kurzen schwarzen Strumpf vor’s Gesicht. „Na gut, da hätte er ja wirklich mal genauer hinschauen können, aber sei doch mal ehrlich, es ist doch gut, dass er deine Unterwäsche in deine Schublade und meine in meine gelegt hat, oder?“ Das hätte sonst ja lustig werden können. Prust 🙂

Für alles was nun in unserem Haushalt an komischen Dingen passiert, werde ich nun wieder herhalten müssen. Ich werde euch alles berichten, versprochen. Habt eine schöne Zeit und fühlt euch alle lieb gegrüßt.

Herzlichst

Steph ❤

6 Kommentare zu „Herr Schröder reist ab

  1. Schön, dass Herr Schröder gut angekommen ist. Unser Wichtel ist auch pünktlich abgereist, wir sind jetzt sehr gespannt, ob er diesen Dezember wieder kommt. Er war ja das erste Jahr bei uns, aber es hat ihm glaube ich auch gut gefallen. Karamell war ebenso seine Leidenschaft. Die Karamellplätzchen waren immer vom Plätzchenteller verschwunden, so schnell konnte man gar nicht gucken. Mich würde ja interessieren ob sich unsere Nisse auf Fanø treffen und was sie sich so erzählen, hast du da eine Ahnung?

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