
Frédéric Chopin sagte einst: „Leute die nicht lachen, sind keine ernsthaften Leute.“ Im Leben gibt es immer wieder Momente, in denen einem etwas so Peinliches widerfährt, dass man denkt, man möchte sofort im Erdboden versinken. Sicher kennt ihr das auch. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, was mir schon alles so passiert ist, dann könnte ich lachen, bis mir der Bauch weh tut. Damals aber war es mir einiges so unsagbar unangenehm…
Twinkle, twinkle, little star
Als ich fünf Jahre alt war hatte ich einen Lieblingsschlafanzug und einen starken Willen. „Zieh dich bitte an, wir gehen gleich in den Kindergarten“, sagte meine Mutter wiederholt zu mir. Ihr Ton wurde langsam ernster, denn sie hatte mich schon dreimal gebeten, mich anzuziehen. „Ich. Bin. Doch. Angezogen!“ schimpfte ich und stampfte mit dem einen Fuß auf dem Boden auf. Sollte meine Mutter doch ärgerlich werden, ich könnte das auch, und zwar noch viel, viel mehr als sie. Gelogen hatte ich nicht, ich hatte meine Strumpfhose, meine Jeans, einen Gürtel und ein Oberteil an. Letzteres stammte allerdings von meinem Schlafanzug. Darauf waren ganz viele kleine Sterne abgedruckt und diese fand ich einfach zu schön. So schön, dass ich das Oberteil, wohlgemerkt aus Frottee, nun auch gerne im Kindergarten tragen und es somit meinen Freundinnen zeigen wollte. „Mein liebes Kind, du kannst doch nicht im Schlafanzug in den Kindergarten gehen“, sagte meine Mutter und bat mich zum fünften Mal, mir etwas Vernünftiges anzuziehen. Ich wehrte mich und dann sagte meine Mutter diesen einen Satz, der bedeutete, dass ich gewonnen hatte. „Von mir aus. Mach doch was du willst!“ Mit stolz geschwellter Brust öffnete ich eine halbe Stunde später die Tür meines Kindergartengruppenraumes und begrüßte meine Freunde. „Hast du deinen Schlafi noch an?“ fragte mich Tine und sie war nicht die Einzige. Jedes Kind, das neu dazukam und mich sah, fragte mich, warum ich einen Schlafanzug tragen würde. Ich war schachmatt gesetzt worden. Wenn meine Freundinnen mein Outfit schon komisch fanden, wie würde es dann nur sein, wenn wir später im Garten auf die Kindergartenrowdys treffen würden? Plötzlich war es mir unglaublich peinlich, ein Schlafanzugoberteil zu tragen und ich war heilfroh, dass meine Kindergärtnerin mich an die Hand nahm und mit mir in der Wechselsachenkammer nach einem anderen Pulli suchte. Meine Mutter triumphierte nicht, war aber froh, dass ich in Zukunft wohl eher auf sie hören würde, was meine Kleiderwahl betraf….
Der Mond schien helle
In meiner Jugendzeit ging ich unter der Woche gerne in den örtlichen Jugendclub. Wir hörten dort Musik, unterhielten uns oder spielten Darts. Ich war 14 Jahre alt und hatte pubertätsbedingt ein Gesicht wie ein Streuselkuchen. Pickel überall. Meine Mutter hatte mir bereits die ganze Produkttabelle von Clearasil gekauft, aber außer, dass das Zeug auf meiner Haut brannte und meine Haut spannte, passierte nichts, was die Situation verbesserte. Da besorgte sie, die gelernte Drogistin, mir eines Tages einen tollen Kosmetikkoffer. Antibakterielles Gesichtswasser war darin enthalten, Make-up und Puder. Eine Stunde brauchte ich im Badezimmer, um mich für den Besuch des Jugendclubs „ausgehfertig“ zu machen. Wimperntusche und Kajal für die Augen, Concealer für’s Gesicht und ein Spritzer Parfum hinter’s Ohr. Zum Schluß puderte ich mein Gesicht mit einem Pinsel großzügig ab. Frau will ja schließlich mit ihrer Anwesenheit glänzen und nicht mit ihrem Gesicht. Zufrieden zwinkerte ich meinem Spiegelbild zu und machte mich auf den Weg zum Club. Es war noch hell, meine Freundinnen noch nicht da und der DJ stöpselte gerade erst die Musikanlage an. Da entdeckte ich meinen Schwarm an der Theke und ergriff die Chance, ihn näher kennenzulernen. Wir unterhielten uns angeregt eine halbe Stunde, dann musste er auf Toilette. „Schau mal Steph, wir haben eine neue Lichtanlage!“ rief der DJ mir freudig zu. „Mach mal an, wird ja auch schon dunkel“, sagte ich und schon wurde der ganze Raum in ein völlig anderes Licht getaucht. Es war ein sogenanntes Schwarzlicht, bei dem die ultraviolette Strahlung neonfarbene und andere fluoreszierende Stoffe zum Leuchten bringt. Ich staunte und freute mich. Da kam mein Schwarm von der Toilette. Er sah mich an und bekam einen derartigen Lachanfall, dass es ihn am ganzen Körper schüttelte. Ich verstand nicht, was das sollte. Erst als der nette DJ einen Jim Beam-Werbespiegel von der Wand nahm und ich mein eigenes Spiegelbild sehen konnte, war mir alles klar. Ich leuchtete im ganzen Gesicht und schuld war das Gesichtspuder. Man hätte locker den Mond ausknipsen und mich auf einen Berg stellen können, so sehr leuchtete ich. Damit mir das nie wieder passierte, trug ich später immer eine Puderbox in meiner Tasche und strich damit über meine Hand, um zu sehen, ob dieser auch so sehr auf das Schwarzlicht reagierte. Heute kann ich darüber herzhaft lachen, aber als Teenie war mir das megapeinlich…
Stinkender Schuh
Vor ein paar Jahren war ich zu einer Veranstaltung ins Rathaus geladen. Als Projektkoordinatorin sollte ich eine kurze Rede halten und Fragen beantworten. Ein wenig aufgeregt saß ich am Rande der Sitzreihen, um schnell aufstehen zu können, sobald ich dran war. Der Bürgermeister war vor Ort, die Stadtpräsidentin und eine handvoll Politiker. Meine Vorstandskollegin und Gründungsmitglied des Vereins, für den ich arbeitete, gab mir noch ein paar Tipps für die Rede und kreiste mit einem Stift Sätze ein, die ich besonders betonen sollte. Ein Gong ertönte und bedeutete, dass die Veranstaltung nun losgehen solle. Gut vorbereitet setzte ich mich wieder an meinen Randplatz und studierte nochmals den Ablaufplan. „Mein Gott, was stinkt hier denn so?“ dachte ich plötzlich und rümpfte meine Nase. Hatte da wohl jemand gepupst? Mit dem Ablaufplan fächerte ich mir frische Luft zu, doch der Gestank wollte einfach nicht abnehmen. „Kann ja wohl nicht wahr sein“, sagte ich mir in Gedanken und schlug das eine Bein über das andere. Da sah ich plötzlich meinen Schuh, an dem etwas Laub klebte. „Nanu, warum klebt da denn Laub?“ fragte ich mich in Gedanken und dann sah ich es auch schon. Hundekacke! Ich musste vorhin aus Versehen in einen Hundehaufen gestiegen sein, ohne es zu bemerken. Der Grund für den Gestank war also ich. Die Ansprache meiner Vorrednerin würde gleich zu Ende sein und dann müsste ich nach vorne ans Podest. Leichte Panik stieg in mir auf. Dann verliess ich rasch den Saal, um vor der Tür meinen Schuh zu säubern und mich ein wenig zu beruhigen. Ich kam gerade noch rechtzeitig zu meiner eigenen Rede und bin im Nachhinein froh darüber, dass diese Stinkaktion mich von meiner Aufgeregtheit abgelenkt hat. Dennoch schaue ich mir bis heute ganz genau meine Schusohlen an, bevor ich ein Gebäude betrete…
Technik, die begeistert
Vor Jahren ist mir etwas Lustiges am Strand von Fanø/Dänemark passiert. Mehrmals sogar. Der erste Faux Pas passierte mir, als ich meine Brille nicht auf hatte und Hunger verspürte. Hatten wir nicht vorhin noch einen der beliebten Pølsewagen gesehen? Dieser fährt öfter mal am Strand entlang und wenn er hält, dann stehen viele Menschen davor, um sich dort Hotdogs in vielen Variationen zu kaufen. Der Ralf ging auf der Suche nach Bernstein mal wieder in gebückter Haltung am Strand entlang. Ich bin längst nicht so geduldig wie er und weil der kleine Hunger in mir aufkam, bat ich den Ralf, mir Geld zu geben, denn ich hatte keines dabei und da ich in der Ferne einen Pølsewagen sah, wollte ich dorthin. Den ganzen Weg über schaute ich auf den Sand vor mir, denn es wäre doch der Hammer, wenn ich nun so völlig lässig auf dem Weg zum Hotdog noch einen Bernstein fand. Am Ziel meiner Begierde, dem vermeintlichen Pølsewagen angekommen zückte ich das Geld, schaute hoch und sah einen Mann der so gar nicht aussah wie ein Verkäufer. Er trug kein Hemd, glänzte von der Sonnencreme wie eine Speckschwarte und hatte ein Handtuch über die Schulter geschlungen. Ich erstarrte und brachte keine Ton raus. Das war überhaupt kein Pølsewagen, vor dem ich hier stand, das war ein privates Wohnmobil mit ausgefahrener Markise! Meine Dioptrinzahl ist nicht sehr hoch, reichte aber dafür, um das private Vehikel mit dem Pølsewagen zu verwechseln. „Was darf’s denn sein?“ fragte mich der nette dänische Mann, der bemerkt hatte, dass ich hier zwar falsch, aber auch hungrig war. „Ähm, nichts!“ sagte ich, steckte den Geldschein wieder ein und ging kopfschüttelnd von dannen. Wie konnte mir nur etwas so Blödes passieren? Die lustige und nette Reaktion des Dänen allerdings ist mir heute noch gut im Gedächtnis…
Als wäre das nicht schon genug, passierte mir eine Woche später noch so ein Ding am Strand. Ich bin bei Facebook in einer großen Gruppe netter Menschen, die ebenfalls Fanøfans sind und wollte den Daheimgebliebenen einen kleinen Gruß vom Strand senden. Bei Facebook gab es doch schon lange die Funktion, Livevideos zu senden. Leider hatte ich das zuvor noch nie ausprobiert, aber nun, wo ich mich völlig überwältigt von der Schönheit der Nordsee in einem Glücksrausch befand, dachte ich, dass ich das schon hinbekommen würde. Da hinten waren einige Robben zu sehen, diese würde ich filmen, denn Robben machten viele Fanøfans glücklich. Ich startete also das Livevideo und schwang meine Handycamera langsam hin und her. Zufrieden klickte ich auf Absenden und steckte das Handy wieder weg. Da mein Telefon auf Vibrieren stand, brummte es unentwegt in meiner Rocktasche. Ich wollte es auf lautlos stellen, da sah ich, dass ich schon sehr viele Kommentare auf meinen abgesendeten Beitrag bekommen hatte. „Nur mal kurz schauen“, dachte ich und klickte meine Facebookapp an. Doch was war das? Was schrieben die Leute denn da? „Voll süß“ / „Tolle Haarfarbe“ / „Sonnenbrand?“ las ich. Hääää? Eine Robbe hat doch keine Haare und Sonnenbrand schon mal gar nicht. Was war nur mit den Leuten los? Erst da entdeckte ich, dass ich mich die ganze Zeit selbst gefilmt hatte, statt die Natur festzuhalten. Oh mein Gott. Ich drückte bestimmt hundertmal auf den Löschen-Knopf, doch da der Handyempfang am Strand nicht der beste war, gelang es mir nicht. „Ralf ,wir müssen sofort zu Stoppestedet!“ rief ich entgeistert. Das Stoppe ist ein Diner-Imbiss an einer der Strandauffahrten auf Fanø. „Wieso, hast du schon wieder Hunger?“ fragte er mich grinsend. „Nein ich will….ich muss… ach, ich erkläre es dir später“, sagte ich zerstreut und rannte zu unserem Auto, das am Strand geparkt war. Im Stoppe angekommen hatte ich besten Empfang und konnte das Video schnell wieder löschen. Einen großen Pølsemix mit Zwiebeln hatte ich mir nun redlich verdient nach all der Aufregung…
Wie ist es mit euch, gab es auch schon mal witzige Situationen, in denen ihr euch befunden habt? Auch wenn meine Erlebnisse eher peinlicher Natur waren, bin ich froh, ein Mensch zu sein, der anschließend noch jahrelang darüber lachen kann. Denn sein wir mal ehrlich, ein herzhaftes Lachen können wir doch alle ab und an mal gebrauchen, oder nicht?
Ich grüße euch herzlich und wünsche euch allen eine schöne Woche. Steph ❤
Dir auch eine schöne neue Woche, liebe Steph und danke für die vielen Geschichten. Liebe Grüße, Gisela
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Hahaha :-). Sehr schön. Mein Vater erzählt oft Witze oder macht Sprüche, über die er selbst am meisten lachen muss. Wir lachen dann, weil er lacht. Das kann ich auch. Und oft lachen wir auch über uns selbst und dass du das auch kannst, finde ich klasse. Liebe Grüße, Monika
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