Herr Netti

Eine aufregende Zeit lag hinter uns, als wir in das Mietshaus mit sechs Parteien zogen, in dem wir heute noch leben. Ralf hatte gerade erst sein Studium der Sozialen Arbeit mit Diplom bestanden und ich hatte unseren Umzug von Nürnberg nach Lübeck im Internet als Auktion versteigern lassen. Die Spedition, der wir den Auftrag gaben, unseren Umzug zu organisieren, hatte in drei Monaten vier mal den Besitzer gewechselt und uns ins Schwitzen gebracht. Am Mittag des 09. Dezembers winkten wir dann schließlich dem Umzugswagen hinterher. All unsere Sachen befanden sich in dem Wagen. Kleidung, Möbel, Fahrräder, Pflanzen und Deko. Dann schlossen wir das Fenster, nahmen unsere Rucksäcke und begaben uns zum Hauptbahnhof, wo ein Zug uns quer durchs Land nach Lübeck brachte. In unserer zukünftigen Wohnung brannte bereits eine Lichterkette am Fenster. Meine Mutter hatte mit einer ihrer Schwestern alles für unsere Ankunft vorbereitet, eine Kaffeemaschine angeschlossen, ein provisorisches Bett aufgepumpt und den Kühlschrank gefüllt. Sehr schnell gewöhnten wir uns ein und freuten uns, die Nachbarn im Haus kennenzulernen. Einen ganz besonderen Mann aus dem Haus möchte ich euch heute vorstellen. Er heißt Herr Netti und das nicht ohne Grund…

Spanische Lieder

In der Wohnung unter uns war fast an jedem Wochenende geselliges Leben angesagt. Die dortigen Mieter bekamen dann Besuch von vielen Menschen mit vielen Kindern. Es wurde gelacht, geredet und manchmal auch gesungen. Alles auf spanisch. Man kann dabei nicht wirklich von Lärm sprechen, eher von mit Freude gelebtem Leben. Zunächst dachten wir, dass bei den „Spaniern“ jemand Geburtstag hätte, erkannten aber später, dass sie einfach gerne Besuch bekamen. Und dann lernten wir eines Tages den „Spanier“ kennen. Ein 69-jähriger Mann, der in Hessen geboren und aufgewachsen war. Lange Zeit hatte er in der Schweiz gearbeitet, bevor er nach Lübeck kam. Ein waschechter Spanier war er überhaupt nicht. Dadurch, dass seine 52-jährige Frau gebürtig aus der Dominikanischen Republik stammte, hatte er spanisch gelernt. Es waren ihre Verwandten, die oft und gerne zu Besuch kamen. Als ich Herrn Netti das erste Mal reden hörte, musste ich schmunzeln. Da dachte ich ständig, dass dort eine spanische Familie lebt, und dann sehe ich einen deutschen Mann von 1,60 m Körpergröße mit stark hessisch gefärbten Dialekt. „Kommen se etwa auch aus Hessen?“ fragte er mich. „Ich bin zur Hälfte Norddeutsche und zur Hälfte Hessin“, erklärte ich ihm meinen Hintergrund. „Ach hörn se uff, das gibt’s doch gar ned!“ sagte er lachend und klopfte mir kumpelhaft auf die Schulter. Wenn er aufgeregt war, begann er zu stottern. Dann wollten die Worte einfach nicht aus seinem Mund kommen. Es war, als wolle sein Motor einfach nicht anspringen. Das war nur deswegen ein bisschen schwierig, da Herr Netti sehr viel redete, wenn wir ihn sahen. Ich weiß noch, wie ich ihn mal im Treppenhaus sah, als ich gerade vom Einkaufen kam. Die Tiefkühlprodukte in meiner braunen Papiertüte tauten bereits auf und tropften auf die Holztreppe, während Herr Netti mir vom schönen Leben in der Dominikanischen Republik vorschwärmte. Er besäße dort ein kleines Grundstück mit Olivenbäumen, erzählte er stolz. Dort leben wollten seine Frau und er aber nicht, denn hier in Deutschalnd sei es sicherer, das Gesundheitssystem sei besser und die Familie lebe ja auch hier.

Die leise Waschmaschine

Acht Jahre später wurde Frau Netti sehr krank. Es war eine komplizierte Krebsart, die sie dazu zwang, ihre Arbeit aufzugeben. Das tat uns sehr leid. Ich glaube, dass sie sehr viel Kraft daraus schöpfte, ihre Verwandtschaft an den Wochenenden in der Wohnküche zu haben. Dort sangen, lachten und feierten sie alle das Leben. An einem Wintertag im Dezember sahen wir dann den Krankenwagen vor unserer Haustür stehen. Frau Netti wurde von Sanitätern auf einer Trage liegend über den Asphalt zum Krankenwagen gebracht. Herr Netti rannte mit kleinen eiligen Schritten hinterher. Die Handttasche seiner Frau hatte er sich um die Schulter gehängt, als er ihre Hand nahm und sie festhielt, bis sie in den Krankenwagen geschoben wurde. Eine Woche später starb sie 60-jährig. Wir waren mit Herrn Netti sehr traurig darüber. „Können wir irgendetwas für sie tun?“ fragten wir immer wieder und bekamen jedes mal die gleiche Antwort: Er würde sich melden, wenn. Das Herr Netti äußerst bescheiden und achtsam gegenüber allen anderen Nachbarn lebte, erfuhren wir, als er uns sagte, er lasse seine Waschmaschine immer nur mit 800 Umdrehungen laufen, damit ihr Gerüttele die anderen im Haus Lebenden nicht störe. Er liebe es bis mittags zu schlafen, denn er sei ein totaler Nachtmensch. „Ich bin wie ’ne Eule, wenn de Leute nachts schlafen, geht’s für mich erst los. Dann setz‘ ich mir de Kopfhörer auf, hör‘ Musik und bearbeite Fotos am PC“, erzählte er mal. „Wissen se, ich will den Leuden net auf’n Keks gehen, das is überhaupt net meine Art.“

Wohnungswechsel

Seine Frau war sechs Wochen tot, da sagte Herr Netti, dass er sich die Miete für die große Wohnung nicht mehr leisten könne. Glücklicherweise konnte unser gemeinsamer Vermieter ihm das Angebot machen, zwei Etagen höher in eine 1,5-Zimmer-Wohnung zu ziehen. Darüber freute er sich sehr. „Ich bin so froh, dass ich hier im Haus bleiben kann!“ sagte er. „Da muss ich die Adresse ned ändern, keinen neuen Personalausweis beantragen und all der onnere Krams.“ Weil er wegen des fehlenden Geldes nur noch Essen aus Konserven zu sich nahm, bekam er Schwierigkeiten mit seinen Muskeln. Ihm fehlten Vitamine und Magnesium. Da passte es gut, dass meine Mutter mir einen großen Beutel frischer Äpfel schenkte, den ich mir mit Herrn Netti teilte. Oft brachte ich ihm etwas selbsgekochtes hoch. Aber es gab auch noch ein weiteres Problem: Denn wenn man von einer 90m²-Wohnung in eine 30m² kleine Wohnung zieht, dann muss man vieles aussortieren. Und so kam es, das Ralf auf dem unteren Balkon des Herrn Netti einen Kronleuchter sah. Dieser war verziert mit dem Lübecker Adler und sicherlich viel Geld wert. Er wies Herrn Netti darauf hin und bot ihm an, die vielleicht wertvolle Lampe für ihn bei Ebay zu verkaufen. Aber das wollte dieser nicht. „Wissen se, ich bin froh, wenn ich den Krempel los bin und endlich nach oben in die annere Wohnung ziehen kann.“ Wie immer boten wir ihm Hilfe an, aber er zeigte sich wieder sehr bescheiden und meinte, er würde das schon hinbekommen. Da er nun alleine lebte, war Ralf und mir unabgesprochen völlig klar, dass wir ihn zum Weihnachtsfest zu uns einladen würden. Herr Netti freute sich darüber, winkte aber Jahr für Jahr ab. Er sei bei seinem Schwager eingeladen. Wir haben allerdings nie mitbekommen, wie er all die Jahre an Weihnachten das Haus verließ.

Der Manufactum-Mann ist betrunken

Es war mitten im Sommer, als Ralf mit einer Packung „Teig für Spritzgebäck“ vom Einkaufen nach Hause kam. „Spritzgebäck?“ fragte ich Ralf und schaute ihn fragend an. „Wir essen doch gar kein Spritzgebäck.“ „Ja, ich weiß. Ich habe Herrn Netti getroffen. Er erzählte, dass er aus Versehen falsch eingekauft hat und hat es uns geschenkt“, erklärte Ralf. Just in diesem Moment hörte ich Schritte im Treppenhaus. Ob das Herr Netti war? In der Absicht, mich auch noch mal bei ihm zu bedanken, öffnete ich die Tür und sah Herrn Netti die Treppenstufen eilig hinabgehen. Dann ging ich zum Fenster und schaute ihm nach. „Ist es nicht unglaublich, wie fit er ist?“ fragte ich Ralf, der mir nickend zustimmte. Ich schnaufte mich regelmäßig die Stufen zu unserer dritten Etage hoch, während ein Mann, der doppelt so alt war wie ich, wie „der Hase mit den schnellen Schuhen“ (Janosch) den vierten Stock erklomm. „Er sieht richtig stylish aus mit seiner Kapuzenjacke und seinem grünen Stoffbeutel. Er könnte ein Hipster aus Kreuzberg sein“, bemerkte ich, als wir durch das Fenster sahen, wie Herr Netti aus dem Haus kam. Da kam auf einmal der Manufactum-Mann des Weges gelaufen. Er wohnt ein Haus weiter. Der Manufactum-Mann ist circa 55 Jahre alt, fährt einen großen SUV und lebt in Trennung. Seine beiden minderjährigen Kinder besuchen ihn schon lange nicht mehr. Manufactum-Mann haben wir ihn getauft, weil wir nicht wissen, wie er wirklich heißt. Außerdem sehen die Möbel auf seinem Balkon so aus, als hätte er sie bei Manufactum gekauft. Früher ging er stets mit einer schicken braunen Ledertasche, die wie eine Doktortasche aussah, aus dem Haus, aber das ist lange her. Er sitzt jetzt meist Mittags beim Türken ums Eck und betrinkt sich, bis er nicht mehr aufrecht stehen kann. So auch an diesem Tag. Torkelnd wankte er wie ein Baum im Sturm durch die Straße, die Haare fettig, die Augen glasig. Er hatte die Orientierung verloren und peilte unser Wohnhaus an, in dem Glauben, hier bei uns zu wohnen. Dabei ist sein Haus weiß und unseres fliederfarben. Vom Alkohol übersättigt versuchte er den Eingang zu finden, stolperte über eine Stufe, stürzte und lag dann betrunken vor unserem Hauseingang. Herr Netti, der gerade gewillt war, einkaufen zu gehen, sah das, reichte dem Manufactum-Menschen die Hände, half ihm auf und ging dann weiter seines Weges. Herr Netti hat stets viel geredet, aber nie schlecht über andere, und so verlor er später in Gesprächen im Treppenhaus auch nie ein Wort über den betrunkenen Manufactum-Mann.

Hilfe

Im Dezember des letzten Jahres wartete ich zu Hause darauf, dass Ralf vom Einkaufen kam. Als er die Tür aufschloß, hörte ich eine weitere Stimme. „Na, hast du einen Schulfreund mitgebracht?“ fragte ich lachend, als ich Ralf gemeinsam mit Herrn Netti in unserem Flur sah. „Wir haben uns zufällig im Treppenhaus getroffen und Herr Netti bat mich, dass ich für ihn online einen Impftermin ausmache“, erklärte Ralf. „Möchten sie etwas trinken?“ fragte ich unseren Gast, der verneinte und sich erst nach Einladung auf unser Sofa im Arbeitszimmer setzte. Innerlich war ich so froh, dass Herr Netti uns endlich mal nach unterstützender Hilfe gefragt hatte. In all den zwölf Jahren, die wir uns nun schon kannten, hatte er dies stets abgelehnt, „um keinem auf den Senkel zu gehen“. „Sie sind herzlich eingeladen, das Weihnachtsfest mit uns zusammen zu verbringen“, erneuerte ich unsere jährliche Einladung. Das wäre nett aber, er würde bei seinem Schwager feiern, war seine immer gleiche Antwort. Ralf druckte ihm den Impftermin aus und sagte, Herr Netti könne sich immer an uns wenden.

Nasse Decke

Dann kam die Nacht vom 6. auf den 7. März. Ich hörte nachts um 2:00 Uhr merkwürdige Geräusche in unserer Wohnung und wollte dem auf den Grund gehen. Im Esszimmer öffnete ich die Tür und schrie entsetzt laut auf. Das Wasser tropfte von unserer Decke. Der Tisch und der Holzboden waren bereits total nass. Der Schaden kam von oben über uns. Erst weckte ich den Ralf, dann griff ich zum Telefon und fragte Herrn Netti, ob bei ihm alles okay sei. „Ach wissen se, ich hab seit einigen Tagen ja so mit meinem Ischias zu kämpfen, des is‘ ein Schmerz, ich sach es ihnen.“ Schnell erklärte ich ihm, dass wir einen Wasserschaden hätten, der aus seiner Wohnung kommen müsse. „Hier is‘ aber alles in Ordnung“, sagte er. Ich legte schnell auf, um den Schwiegersohn unserer Vermieterin telefonisch zu erreichen. Dieser kam innerhalb von zehn Minuten vorbei und versuchte das kaputte Rohr provisorisch zu reparieren. Ich hielt ihm dabei die Taschenlampe und fragte Herrn Netti nach seinem Ischias. „Haben Sie eine Wärmflasche oder Schmerzmittel? Sonst besorge ich ihnen das!“ sagte ich. Nein, nein er habe alles da, war seine Antwort. Die nächsten Tage waren anstrengend. Eine Firma steckte einen großen Schlauch in den Flur. Dieser sollte die ganze Feuchtigkeit aus den Wänden ziehen. Herrn Netti wurde das Wasser für drei Tage abgestellt, um das Rohr zu reparieren. Der Schwiegersohn unserer Vermieterin bot Herrn Netti an, dass er in ein Hotel ziehen könne, die Kosten würden übernommen werden. „Das will ich nicht, denn dann komme ich vielleicht net wieder“, war seine Antwort. Also taten Ralf und ich alles, um es ihm leichter zu machen. Wir boten ihm unser Bad jederzeit zum sich Waschen und für Toilettengänge an. Doch er kam lediglich an Tag 2, um sich eine leere 1,5-Liter-Flasche mit Wasser füllen zu lassen. Während Ralf ihm das Wasser abfüllte, fragte er mich, ob er mal den Schaden an unserer Decke im Esszimmer sehen könne. Dort kamen wir dann irgendwie auf den Krieg zu sprechen. Herr Netti erzählte, wie schlimm er das alles fände und das er sich in seine Kindheit zurückversetzt fühle. „Über Frankfurt (am Main) trafen die Raketen über den Nachthimmel ein und ich dachte, es sei ein Feuerwerk“, erzählte er. Viele seiner Verwandten seien damals gestorben. Er sah sehr traurig aus. Wir waren froh, dass er sich uns gegenüber geöffnet hatte, denn er war ja sonst ganz alleine. Die Verwandten seiner Frau kamen nicht mehr. Als er ein paar Tage später Geburtstag hatte, klingelten wir mit selbstgebackenen Apfelmuffins und Luftballons an seiner Tür, aber er öffnete nicht. Deswegen stellten wir ihm die Sachen vor die Tür und freuten uns, als er uns abends anrief, um sich zu bedanken. 82 Jahre ist er an diesem Tag geworden.

Abschied

Heute vor genau einer Woche hörte ich viel Lärm in der Wohnung über uns. Anhaltendes Getrappel hin und her, und dann war Ruhe. Als ich dann hörte, wie mehrere Leute die Treppe hinunter gingen, erschrak ich, denn vor unserem Haus standen der Rettungs- und ein Notarztwagen. Sie unterhielten sich kurz, füllten Zettel aus und fuhren ohne Herrn Netti wieder weg. „Er wollte wohl nicht mit“, sagte ich zu Ralf. „Weil er Angst hat, nicht wiederzukommen“, ergänzte er. An diesem Tag fragten wir nicht nach, wie es Herrn Netti geht, denn wir waren der Meinung, er müsse sich nach der Aufregung ausruhen. Am Sonntag war ich mit mir selbst beschäftigt. Muttertage tun mir als verwaiste Mama immer ein wenig mehr weh als andere Tage. Den ganzen Tag wurde ich daran erinnert, wie es ist, wenn Kinder ihre Mamas beschenken. Am Montag waren wir den ganzen Tag arbeiten und am Dienstag hatte Ralf Geburtstag. Nachmittags klingelte es an unserer Wohnungstür. Es war Herr Muffel, der in der Wohnung neben Herrn Netti wohnt und der sich ein Paket abholen wollte, welches wir für ihn angenommen hatten. „Haben sie Herrn Netti die Tage mal gesehen?“ hörte ich Ralf fragen. „Nee, der is‘ im Krankenhaus“, antwortete dieser. „Der Krankenwagen ist aber ohne ihn weggefahren“, entgegnete Ralf. „Dann is‘ er vielleicht später hinterher gelaufen“, sagte Herr Muffel. Es war kein großes Geheimnis, dass er sich nicht um seine Mitmenschen sorgte. Weil er abends den Fernseher aus der Nachbarwohung nicht mehr hörte, war er im Glauben, dass Herr Netti im Krankenhaus sei. Sofort als Ralf die Wohnungstür wieder schloß, griff er zum Telefon, um Herrn Netti anzurufen. Keine Reaktion. Da ahnte ich, was los war und rief den Schwiegersohn unserer Vermieterin an. Als ich ihm schilderte, was vorgefallen war, kam er umgehend vorbei. Weil in unserem Haus alle Mieter einen Zweitschlüssel bei unserer Vermieterin abgegeben hatten, konnte er problemlos die Wohnungstür öffnen. „Will jemand mitkommen?“ fragte er, bevor er die Treppen nach oben bestieg. „Ich!“ sagte Ralf und war im Begriff, ihm zu folgen. „Du bleibst hier, du hast heute Geburtstag!“ bestimmte ich. Ich hatte selbst an meinem Geburtstag erfahren, dass mein „Vater“ gestorben war und brauchte ein Jahr lang, um beide Ereignisse voneinander zu trennen. Der Schwiegersohn unserer Vermieterin ging die Treppen hoch, war eine Zeit lang in der Wohnung und als er anschließend die Treppe wieder herunter kam, schüttelte er mit dem Kopf. Ich bekam sofort einen Weinkrampf. Immer wieder hielt ich mir die Hände vor’s Gesicht. Es war alles so naheliegend gewesen und dennoch war ich tief geschockt. Herr Netti war gestorben. Es war sehr tröstlich, von Ralf und auch vom Schwiegersohn unserer Vermieterin in den Arm genommen zu werden. Was dann folgte, waren behördliche Maßnahmen. Die Polizei und ein Rettungswagen rauschten mit Blaulicht heran. Der Polizist befragte uns, der Notarzt stellte den Tod fest. Am Abend kam der Bestatter und trug Herrn Netti unter einer blauen Samtdecke auf einer Trage aus dem Haus. Den ganzen Abend redeten Ralf und ich über dieses Erlebnis und waren zusammen unglaublich traurig. „Schau mal raus!“ sagte da Ralf plötzlich und zeigte zum Fenster. Ein Sonnenuntergang, so glühend schön, wie man ihn selten sieht. „Herr Netti verabschiedet sich von uns“, sagte Ralf und das war ein großer schöner Trost.

In Erinnerung an Gerhard „Netti“ 28.03.1940 – 10.05.2022

10 Kommentare zu „Herr Netti

  1. Liebe Steph, danke für Deine berührende Geschichte. Ich wünschte, ich hätte eine solche Nachbarschaft. Ein Gruß ist das Einzige, das ich hier erwarten kann. Auch, wenn Herr „Netti“ einen tragischen Abschied hatte, sitzt er jetzt körperlich erleichtert auf Wolke 7. Sein Dank ist Dir gewiss! Liebe Grüße, Gisela

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  2. Ach liebe Steph wie traurig ist das denn. Du hast ja immer mal von Herrn Netti berichtet. Aber schön, dass er immer wusste, dass ihr ihm jederzeit geholfen hättet.

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    1. Ja es war ein Schock liebe Annette. Der Trost ist, dass er geistig absolut fit war und von heute auf morgen einfach eingeschlafen ist. Nun ist er mit seiner Frau vereint. Wir vermissen ihn dennoch. Liebe Grüße Steph

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