Smarties unterm Fuß

Heute morgen las ich etwas Witziges im Internet: „Musste heute, während ich an einer roten Ampel stand, niesen, habe dabei meinen Kopf am Lenkrad gestoßen, gehupt und mich dabei selbst erschrocken. Die im Auto neben mir haben sich nicht mehr halten können vor Lachen.“ Ich musste ebenfalls lachen, als ich das las, denn ich hatte auch eine verrückte Woche. Traraaa, meine persönlichen Verpeiltheitstage haben mal wieder Einzug gehalten.

Wach ohne Kaffee

Auch wenn die Tage nun wieder früher hell werden, war es am Montagmorgen ziemlich dunkel in unserer Küche. Dennoch schaltete ich das Licht nicht an, denn es war mir für den Morgen zu grell. Ich wollte ja auch nur schnell einen Kaffee für mich holen, um mich anschließend ins Arbeitszimmer bei Kerzenschein zu setzen, wo ich am PC die Nachrichten online lesen könnte. Ein paar Fetzen meiner geträumten Träume rieselten mir durch den Kopf: Ich war in einem Bus eine Serpentine hinauf gefahren und hatte ein Alpaka dabei. An dieses lehnte ich mich, wenn ich unterwegs ein bisschen schlafen wollte, denn ich war Fahrgast und nicht die Fahrerin dieses Reisebusses. Als wir zwischendurch eine Toilettenpause einlegten und am Straßenrand hielten, da wuschelte ich meinem flauschigen Alpaka durch das Fell, als es plötzlich mit mir redete. „Aufsteigen!“, sagte es und ich tat, wie mir geheißen. Wer bin ich denn, mich dem Willen eines Alpakas zu widersetzen? „Aufsteigen!“, sagte es erneut. Es hatte eine sehr sanfte, liebe Stimme. Fast wie die von Ralf. Doch als ich aufstieg, da galoppierte es mit mir durch die Berge, weit weg von dem Reisebus. Leicht panisch überlegte ich, wie ich meinen flauschigen Freund lenken könnte, da sprach der Ralf plötzlich zu mir. „Aufstehen“, flüsterte er. Erst da bemerkte ich, dass die ganze Zeit der liebe Ralf und nicht das Alpaka zu mir gesprochen hatte. Puh, das war ein wilder Traum am Morgen. Dann stand ich also in der Dunkelheit unserer Küche und freute mich darüber, die beiden Kaffeetassen für mich und Ralf schon am Vorabend vor die Kaffeemaschine gestellt zu haben. Diese läuft mit einer Zeitschaltuhr, weswegen wir direkt nach dem Aufstehen immer frischen, heißen Kaffee haben. Ich schenkte mir einen großen Schluck Kaffee ein. Doch warum plätscherte das so komisch? Das Geräusch war doch sonst immer anders? Da merkte ich, wie mir plötzlich heißer Kaffee am Bein entlang lief. Da empfand ich es dann doch als guten Gedanken, das Licht anzuschalten. Und was sah ich da? Ich hatte die Tassen mit der Öffnung nach unten, also verkehrt herum vor die Kaffeemaschine gestellt. Der Montagmorgen begann also damit, dass ich über den Küchenboden kroch und braune heiße Flüssigkeit aufwischte. Eigentlich hätte ich den Kaffee nun nicht mehr gebraucht, denn ich war auf der Stelle wacher als wach. Steph ist wach.

Du kommst hier nicht rein!

Später an der Arbeit ging der Spaß weiter. Ralf und ich helfen nun seit einem Jahr ehrenamtlich bei der Flüchtlingshilfe mit, die gerade von einem alten Hafenschuppen in eine Industriehalle umgezogen ist. Weil dort derzeit noch viele Palettenkartons eingestretcht und einige Regale noch nicht aufgebaut sind, können wir momentan unser Auto direkt in der Halle parken. Einer der aufmerksamen Helfer vor Ort sah, dass die Scheinwerfer an unserem Auto von innen beschlagen waren. „Ich bin mir nicht sicher, ob ihr damit durch den TÜV kommt“, bemerkte er und ein anderer sagte, dass in der Halle, wo sich auch andere Firmen befinden, es einen Mann gäbe, der Autos für den TÜV vorbegutachten beziehungsweise eine Voreinschätzung geben kann. „Mach mal bitte deine Scheinwerfer an“, sagte der Helfer zu mir. Er hatte den TÜV-Vorbegutachter neben sich stehen. Ich nahm den Autoschlüssel, drückte auf das durchgestrichene Schloss, dass bedeutete, dass das Auto nun aufging und zog selbstbewusst an der Fahrertür, die sich allerdings nicht öffnen ließ. Das war mir neulich schon einmal nach dem Einkaufen passiert. Alle Türen waren entriegelt, doch nur die Fahrertür ließ sich nicht öffnen. „Die… Tür… geht… nicht… auf…“, sagte ich, während ich abwechselnd auf den Knopf meines Autoschlüssels drückte und an der Tür zog. „Schließe sie doch einfach auf!“, sagte der Helfer, als er mir zwei Minuten lang zugesehen hatte. „Ja, aber es geht doch nicht!“, sagte ich, der Verzweiflung nahe. Da nahm er mir den Schlüssel aus der Hand, steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn und öffnete mir somit meine eigene Autotür. Oh man, ich hatte tatsächlich total auf dem Schlauch gestanden und schämte mich ein wenig. Dann musste ich daran denken, wie ich die Situation, die Fahrertür nicht aufzubekommen, neulich beim Einkaufen geregelt hatte. Da war ich nämlich kurzerhand auf der Beifahrerseite eingestiegen und war von da aus zu meinem Fahrersitz gekrabbelt. Hoffentlich hat mich dabei keiner beobachtet. Ein Gutes hatte es. In Gedanken an dieses besondere Einkaufserlebnis musste ich plötzlich so lachen, dass mir Lachtränen aus den Augen flossen.

Die Regenwurmstrumpfhose

Wochen zuvor war mir ebenfalls etwas Urkomisches auf der Arbeit passiert. Wir waren noch im alten Schuppen und alle Sortierstraßen für Frauen-, Kinder- und Männerkleidung waren noch aufgebaut. Für alle, die mich nicht persönlich kennen, sei gesagt, dass ich statt Jeans oder anderen Hosen nur Strumpfhosen und Röcke oder Kleider trage. An diesem Tag trug ich eine meiner geringelten Strumpfhosen. Sie ist in Brauntönen geringelt, weswegen ich sie auch gerne die „Regenwurmstrumpfhose“ nenne. Der Name kam wie folgt zustande: Ich saß eines Abends mit Ralf auf dem Sofa und schaute einen Film. Und weil ich gerne im Schneidersitz sitze, fiel mir auf, dass meine zusammengequetschten Beine dadurch aussahen wie zwei schwangere Regenwürmer. Das habe ich dem Ralf erzählt, er hat gelacht und nun hat sie ihren Namen weg. An diesem Arbeitstag trug ich also besagte Strumpfhose. Doch weil ich durch das Gerenne meiner aktiven Arbeit ein wenig abgenommen hatte, rutschte die Strumpfi mir immer wieder über die Hüften. Ich habe sie an diesem Tag bestimmt 30 mal wieder hochgezogen und war beim 31. Mal so genervt von diesem Vorgang, dass ich sie mit beiden Händen links und rechts kräftig hochzog. Zu kräftig, denn ich spürte auf einmal einen Luftzug und wusste sofort, dass die Strumpfhose im Schritt gerissen war. In Gänseschrittchen trippelte ich durch den Schuppen und suchte meinen Mann. Doch der Schuppen ist riesig und ich fand ihn nicht. Da ging ich zur Frauenkleidungssortierstrasse. Meine Hoffnung war groß, dass dort eine der Helferinnen mir eine Strumpfhose aus einem Karton fischen würde. Und ja, ich traf auf Helferin Anna. Schnell erklärte ich ihr das Missgeschick, lachte kurz mit ihr darüber und fragte sie, ob sie mir eine passende Strumpfhose raus suchen könne. Ich würde sie am nächsten Tag frisch gewaschen zurückbringen. Dann arbeitete ich in einer Ecke, die nicht so zugig kalt war, weiter. Nach einer Viertelstunde, die mir sehr lang vorkam, besuchte mich Anna und hielt mir lächelnd ein Kleidungsstück vor die Nase. „Super Anna. Aber warte, halt, dass ist ja eine Leggins und ich habe keine Strümpfe.“ Wieder lachten wir beide. Doch fünf Minuten später hatte ich auch die passenden Strümpfe zur Leggins, konnte mich schnell umziehen und entspannt weiterarbeiten. Hach, war das ein lustiger Tag.

Smarties in der Nase

Wie ihr wisst, hatte ich neulich Geburtstag. Habt nochmal einen großartigen Dank für alle eure Glückwünsche. Ich habe einen sehr schönen Tag mit Ralf am Ostseestrand verbracht, habe mich anschließend mit einer leckeren Himbeertorte bei Mama verwöhnen lassen und las abends alle Glückwünsche durch. Mit dabei war mein Einhorn Joleen. Joleen ist ein mit Helium aufgeblasener Einhornkopf mit glitzerndem Horn und leuchtenden Augen. Ich finde sie so süß, dass ich meine Freundinnen am Alltag mit Joleen teilhaben lassen wollte. Ich fotografierte, wie ich ihr Vanillemilch zu trinken gab und wie sie bunte Smarties aus meiner Hand fraß. „Jollen is(s)t fast wie ich“, teilte ich mit. Das letzte Foto war geknipst, da rollten mir zwei Smarties aus der Hand über den Fußboden. Weil es plötzlich an der Tür klingelte, vergaß ich, sie aufzuheben und dachte erst wieder daran, als Ralf mich abends fragte,warum da ein Smarties unter seinem Strumpf klebe. Da musste ich an eine Geschichte denken,die mir als Jugendliche geschehen war. Ich war sechzehn Jahre alt und mit meiner Freundin Frieda und ihren Eltern im Dänemark-Urlaub. Während der Hinfahrt war uns mega langweilig. Nur so ist es jedenfalls zu erklären, dass uns plötzlich so viel Quatsch in den Sinn kam. „Du hast ganz schön große Nasenlöcher“, sagte ich sehr uncharmant zu Frieda. „Die sind so groß, da passt bestimmt ein Smartie rein“, rief ich lachend. Kaum hatte ich das gesagt, hatte Frieda sich tatsächlich in jedes ihrer Nasenlöcher ein Smartie hineingestopft. Wir lachten uns halb kringelig. Doch dann bekam Frieda die Smarties nicht mehr aus ihrer Nase heraus. „Euch kann man aber auch keine Minute aus den Augen lassen!“, sagte ihr Vater und schaute uns durch den Rückspiegel im Auto streng an. Wir mussten sogar am Straßenrand halten, wo Friedas Mutter ausstieg, zu uns nach hinten kam und ihrer Tochter die Smarties wieder aus der Nase pulte. „Sei froh, dass der Smartie nur unter deinem Fuß war“, sagte ich daraufhin zu Ralf, der sich die Schokolinse von seinem Strumpf kratzte.

Putzen am Abend

Letzte Woche hatten wir einen lieben Gast bei uns zu Hause. Weil er während meines Geburtstages im Ausland war, überraschte er mich vergangene Woche mit einem Geschenk. Eine sehr teure, gegossene Aluminiumpfanne mit Glasdeckel und Diamant-Versiegelung. Ich habe so etwas Teures noch nie besessen, und während ich sie noch gerne länger bewundernd in der Hand gehalten hätte, sagte der Gast, er würde jetzt eine leckere Gemüsepfanne mit Kartoffeln und Apfelmus für uns kochen. Das war lecker, sage ich euch. Den Rest des Apfelmus stellte ich in den Kühlschrank und weil dort nicht viel Platz war, stellte ich unser Senftöpfchen auf das Glas mit dem Apfelmus. Es hat schon Gründe, warum ich keine Architektin wurde… Gestern Abend jedenfalls machte es einen großen KLATSCH, als Ralf die Kühlschranktür öffnete. Schnell rannte ich in die Küche, um zu sehen, was passiert und ob Ralf verletzt war. Dieser jedoch hatte nur eine Frage „Warum kommt mir plötzlich der Senf entgegen?“ Zu gerne hätte ich „Joooaaa, das weiß ich jetzt auch nicht“ geantwortet, aber der Ralf kennt mich einfach schon zu lange. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, damit der Ralf nicht sehen konnte, wie sehr ich schmunzeln musste. Es sah aber auch zu komisch aus: Der Becher war aus dem Kühlschrank gefallen, hatte sich in der Luft gedreht und war verkehrt herum auf dem Boden gelandet. Während der Deckel unbeschadet blieb, war dem Becherchen der Unterboden komplett weggebrochen. Tja, deswegen kaufe ICH ja auch so gerne die bedruckten Senfgläser, nicht die Becher. „Andere fangen am Samstag mit dem Frühjahrsputz an, wir schrubben am Freitagabend schon den Küchenboden“, sagte ich zum Ralf. Da musste auch er lachen. „Mit dir wird’s nie langweilig“, sagte er und ich finde, das war eine schöne Liebeserklärung.

Habt alle einen guten Wochenstart. Bleibt gesund oder werdet es. Lacht über Missgeschicke und schickt den Ärger in den Urlaub.

Herzlichst, eure Steph ❤

Lust auf noch mehr Verpeiltheitsgeschichten? Bitteschön:

2 Kommentare zu „Smarties unterm Fuß

  1. Liebe Steph, Verpeiltheitsgeschichten gibt es bei mir wenige. Ich hab sie jedenfalls vergessen. Aber so ein kuscheliges Alpaka hätte ich auch gerne. Hier rasen nur zwei Norweger herum, die sofort aufs Bett springen, sobald ich die Augen aufmache. Aber sie sind auch kuschelig. Danke für Deine Geschichten. Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag und grüße aus der Ferne.

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